Warnung vor dem Irren
Auf falsche Fährten lockt der niederländische Pianist Reinier Van Houdt mit seinem Album Paths Of The Errant Gaze (Hallow Ground). Und das völlig beabsichtigt: „Die Kontingenz herausfordern, indem man sie ignoriert“, so beschreibt der Kollaborateur von John Cage, Luc Ferrari und – aktuell – Current 93 oder Michael Pisaro seine nun nachzuvollziehenden Intentionen. Man könnte auch Tom Waits zitieren, um die Irrungen und Wirrungen dieses immens vielschichtigen Werks zwischen Klavier, Electronics und Brut zu umschreiben: The Piano Has Been Drinking. Not me.
Denn Mjnheer Van Houdt dürfte bei der Erstellung von Paths Of The Errant Gaze stocknüchtern gewesen sein. Sonst würde sich seine in Wirkmacht umformulierte Organisationsgabe im Umgang mit sich gegenseitig überlappenden Fallhöhen kaum noch belobigen lassen. Darüber hinaus – und im Sinne der emotionalen Ertüchtigung – will es dem Schöpfer ein ums andere Mal gelingen, melancholische Abwegigkeiten mit seinen vorgeblichen Fundstücken (arte-)faktischer Natur zu vertäuen.
So liegt ein Album vor, dessen intellektuelle Anordnungen keineswegs mit einem Impetus brechen, der reinen Gewissens allzu frohes Schaffen zumindest nach Strich und Faden zu hinterfragen hat. Die Aushöhlung profan semantischer Triebfedern lassen die neuronalen Netze des Musikers nicht zu. Ob man das eigene Geflecht anhand von den Paths Of The Errant Gaze weiter in die Komplexität treiben will, überlässt Reinier Van Houdt der freien Entscheidung. Immerhin hat er uns deutlich davor gewarnt, ihm vorbehaltlos auf den Leim zu gehen.
reiniervanhoudt.nl
facebook.com/reinier.vanhoudt
soundcloud.com/hallowground/reinier-van-houdt-the-fabric-of-loss-orphic-asylum-vessel
PS.: Auch bei Facebook? Dann werde Fan von amusio!