Ozeanischer Wasserfall
Anstelle des farblich grell überzogenen Wasserfalls auf dem Cover sollte an dieser Stelle vielleicht ein Photo vom Entstehungsort des siebten Albums von My Morning Jacket stehen. Denn The Waterfall (zum 1. Mai via Ato/[PIAS] Coop/Rough Trade) wurde laut Bandaussage wesentlich vom Ort seiner Entstehung inspiriert und geprägt: dem Panoramic House Studio in Höhe Stinson Beach, mit ozenaischem Panoramablick. Die völlige Absenz eines von Irrungen und Wirrungen begleiteten Selbstfindungsprozess, mit der The Waterfall eine Zäsur in der Bandgeschichte beschreibt, würde so wohl augenfällig nachvollziehbar.
Auch wenn bereits der (warum auch immer) Grammy-nominierte Vorgänger Circuital die offen ausgetragene Selbstsuche des völlig verunglückten Evil Urges recht umfassend wieder vergessen machte, überzeugt das Quintett nun vorbehaltlos, mit einer reizvollen Demonstration lockerer Materialbeherrschung.
Wie von jeglicher selbstauferlegter Zwanghaftigkeit befreit, lassen sie ihrer flockigen Retro-Americana-Pop-AOR-Beseeltheit offenbar ziemlich freien Lauf – und führen so jeden Entwurf sicheren Fußes in Ziel. So erquicklich wie auf dem perlenden Spring (Among The Living) oder mit dem mit prophylaktisch versöhnlich stimmenden Big Decisons zur Hand, legen die nach und nach in Ehren reifenden Herren aus Louisville jene Platte hin, die seit ihren wagemutigen Anfängen oft vergeblich erwartet wurde. Dass sie dabei ihre durchweg guten Ideen auch mal auf sich selbst beruhend gedeihen lassen – dem Pazifik sei es gedankt.
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