Leviten neu gelesen

The Pop Group: “ Y In Dub“ (Mute/[PIAS])
Ihr stets schräg-verschrobener Ansatz, Elemente aus Funk oder auch Jazz mit desolat anmutender Agitation zu kreuzen, zerrte einst gehörig an den Nerven. Dennoch avancierte die zweite, nicht auf dem Album enthaltene Single – We Are All Prostitutes – samt ihres programmatischen Statements zum Szene-Hit. Einer Szene, die sich gerade erst als „No Wave“ auszuformen anschickte. Aber auch dass sich Sänger Mark Stewart in den kommenden Jahrzehnten eine solitäre Position im Dampfkessel von On-U und Bristol Sound erkämpfen sollte, war bereits zu diesem frühen Zeitpunkt prognostizierbar.
In Bezug auf Y von einem Dornröschenschlaf zu sprechen, den Dennis „Blackbeard“ Bovell MBE nun mit zu beenden half, ist insofern unzutreffend, da die beiden Frühwerke der Pop Group (neben Y das vergleichsweise noch radikalere For How Much Longer Do We Tolerate Mass Murder) über all die Jahre hinweg als Lehrstücke in Sachen Konfrontation und Konfrontationstalent gleichermaßen anerkannt wie gefürchtet wurden.
Und genau diesen Spirit verströmt nun Y In Dub. Wenn auch in Form eines Rip-Off, das in Dimensionen vorstößt, die zuvor allenfalls zu erahnen waren. Dass bei aller Effekthascherei (im besten Sinne) die Schärfe des Vortrags (Mark Stewart eben) erneut akzentuiert werden konnte, spricht für die Meisterschaft – sowie das absolute Verständnis für Gehör und Gestus – mit der hier vorgegangen wurde.
Was begeistert und verstört, aber an sich kaum überrascht. Denn: „Dub to me is the music of chance. A teenage dream come true – at last – this one’s for the explorers“ (Mark Stewart). Viel Spaß beim Knabbern und Verdauen. 42 Jahre sind kein Tag.
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