Joachim Kühn Trio Voodoo Sense: Magischer Jazz
Joachim Kühn ist der wohl bedeutendste deutsche Jazz-Pianist. Und mit seinen 69 Jahren ist er nicht müde, immer wieder Neues auszuprobieren. Ob mit den Großen des Jazz, ob mit Weltmusikern oder auch mal dem Thomanerchor Leipzig bei einem vielbeachteten Bach-Projekt: Kühn liebt die Abwechslung und die Begegnung mit unterschiedlichen Musikkulturen.
Dieser Balanceakt ist ihm auf seiner neuen CD „Vodoo Sense“ wieder mal beeindruckend gelungen. Dabei bindet er auf magische Weise neben etlichen afrikanischen Gästen den Saxofonisten und einstigen Free-Jazz-Fürsten Archie Shepp in sein „Wüstenjazz“-Trio ein.
Allein die Besetzung mit Kühn am Piano, dem marokkanischen Guembri- und Oud-Virtuosen wie Sänger Majid Bekkas und dem spanischen Schlagzeuger Ramon Lopez verspricht spannende Momente zwischen Okzident und Orient, Jazz und Weltmusik.
Die Musik übertrifft sogar noch diese Erwartungen. Sie ist magisch und sinnlich zugleich, aufwühlend und doch von großer Transparenz. Das kürzeste Stück dauert fünf Minuten 20 Sekunden, das längste fast 20 Minuten.
Letzteres, der alte John-Coltrane-Klassiker „Kule Se Mama“, entwickelt sich langsam mit trance-artiger Gelassenheit, wird immer dichter und gewinnt Dank Archie Shepp’s hitziger Saxofon-Chorusse an Intensität. Solche Momente hören wir heute nur noch selten. Es ist Musik im rebellischen Geiste der Sechziger. Aber es ist auch Musik, wie sie in dieser Zusammensetzung nur hier und heute entstehen konnte.
Mit „Voodoo Sense“ belegt Kühn, dass er zu den innovativsten Musikern dieser Epoche zählt. Ein Alterswerk, das frisch und jung klingt. Dabei ist der Begriff Jazz viel zu einengend. Nennen wir es einfach gute Musik. Sehr gute Musik sogar.
Joachim Kühn Trio „Voodoo Sense“ (ACT 9555-2), ab 30.8. 2013
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