„Deutscher Meister“ ist ein Südtiroler
Was versteht man eigentlich unter dem Begriff „Deutsche Meister?“ Albrecht Dürer, den Maler, der mit seiner Technik eine ganze Kunstsparte revolutioniert hat? Richard Wagner, der, so umstritten er war, in der Musik Großes geleistet hat? Den guten alten Goethe, der ja angeblich immer noch gelesen wird? Weit gefehlt! Will man deutsche Meister suchen, hilft einem neuerdings das öffentlich rechtliche Fernsehen. Vor Wochen startetet dort in der ARD ein Format mit dem Titel „Die Deutschen Meister“. Kai Pflaume pflügte sich mithilfe einiger B-Promis wie Judith Rakers und Katarina Witt durch ein Programm, das man mit Fug und Recht ein Kessel Buntes nennen durfte.
Höchstleistungen wurden erreicht in für die Gesellschaft so folgenschweren Disziplinen wie im Schnelldurchlauf Gedichte rezitieren, Würfel in der flachen Hand stapeln oder ganz sinnfrei irgendwelche Gedächtnisleistungen erbringen – von meinem persönlichen Favoriten, dem Seilspringen mit dem Hinterteil, mal ganz abgesehen. Man durfte sich also eine Disziplin einfallen lassen. Oder vielleicht gab es sie auch schon, die Moderatoren flochten das immer wieder ein, wahrscheinlich, um der reichlich absurden Wettbewerbssituation wenigsten die Spur von Ernsthaftigkeit zu geben und diesen ganzen skurrilen Schwachsinn sportlich zu kommentieren. Ansonsten gab es alles, was es bei „Wetten, dass..“ und dem „Supertalent“ zu bestaunen gab, und als im Laufe des großen Finales immer mehr Deutsche als Sieger feststanden, konnte einen schon ein ungutes Gefühl beschleichen. Aber: wer an tränenreichen Umarmungen, vorhersehbaren Schnitten ins Publikum zu den angemessen gerührten Begleitpersonen der Kandidaten und teilweise mäßig witzigen Kommentaren seine Freude hatte, war hier ganz gut bedient. Dass letztendlich der sehr sympathische Südtiroler David Fanelli im Wand – Hochlaufen vom Publikum zum Gewinner der 100.000 Euro gekürt wurde, machte die billigen Witzchen der Kommentatoren, die gegen Ende seines Wettkampfes die Überhand zu gewinnen drohten, wieder gut. Man kann sich also bei den Deutschen Meistern unterhalten fühlen. Muss man aber nicht. Wirklich nicht.
PS.: Auch bei Facebook? Dann werde Fan von amusio!